POINT & SHOOT

Point & Shoot… was die Wörter eigentlich bereits verraten, es wird „gezielt und geschossen“.
Point & Shoot Kameras waren die meist verkauften Fotoapparate und sie sind es auch heute noch. Kompaktkameras mit wenig Funktionen, einfach zu bedienen und geeignet für Schnappschüsse. Heute ist das Smartphone die meist genutzte Point & Shoot Kamera überhaupt. Konzipiert werden diese Kameras insbesondere für jene, die Freude an der Fotografie haben, sich aber nicht unbedingt mit der technischen Seite beschäftigen wollen. Bei jeder Aufnahme wird sozusagen ein Teil dem Zufall bzw. der Kamerautomatik überlassen. Mehr aus dem Bauch heraus fotografiert.

Nachdem ich nun über Jahre immer mit Spiegelreflexkameras fotografiert habe und meistens möglichst nichts dem Zufall überlassen wollte, konnte ich mit der Thematik zu Beginn nicht viel anfangen.
Trotzdem hat mich das Thema nicht losgelassen und ich habe begonnen darüber zu recherchieren.

Analoge Point & Shoot Kameras erleben seit einiger Zeit ein Revival. Dazu beigetragen haben sicherlich Fotografen wie Ben Bernschneider, Terry Richardson, Ryan McGinley und Juergen Teller … Als erfolgreiches Beispiel für die Fotografie mit analogen Point & Shoot Kameras sind die Werbeaufnahmen mit Kate Moss von Ryan McGinley zu nennen. Die berühmten Vertreter und der Trend haben die Preise für gute Point & Shoot Kameras in die Höhe getrieben. Das geht soweit, dass Kameras gebraucht viel teurer gehandelt werden als sie anfänglich neu gekostet haben. Die guten Point & Shoot Kameras werden dementsprechend als Edel-Kompaktkameras bezeichnet. Das bedeutet: Die Kamera besitzt eine gute Abbildungsleistung und dementsprechend eine gute Optik. Wie auch bei den digitalen Kameras ist ein gutes, lichtstarkes Objektiv das Maß aller Dinge. Gefragt sind daher Kameras mit fixer Brennweite (Reportage 28-35 mm) und hoher Lichtstärke (f/2,8 – 3,5). Die Modelle unterscheiden sich des Weiteren im Gehäuse, das entweder aus hochwertigem Titanium, Magnesium oder einfachem Kunststoff ist und diversen Features wie Blendenpriorität, Selbstauslöser, integriertem und steuerbarem Blitz. Die Auswahl auf dem Gebrauchtmarkt wird kleiner und und wie man weiß regelt Angebot und Nachfrage den Preis.

YASHICA T5

Vor einigen Wochen habe ich mich auf die Suche nach einer Point & Shoot Kamera gemacht. Nach einigem Suchen habe ich dann eine Yashica T5 auf Ebay ersteigert. Diese „Plastik Kompaktkamera“ liegt extrem hoch im Kurs und erreicht auf dem Gebrauchtmarkt Preise von bis zu 500 €. Mit etwas Glück findet man auch günstigere Exemplare. Der japanische Kamerahersteller Yashica existierte bis in die 80-iger Jahre und wurde dann von einem anderen Unternehmen (Kyocera) übernommen. Die Yashica T Serie beginnt mit der Kompaktkamera T AF  im Jahr 1984 und endet mit der Yashica T5 1995, wo sie dann durch die digitale Fotografie allmählich vom Markt verdrängt wurde. Die Yashica T5 ist komplett aus Kunststoff  und arbeitet mit Kleinbildfilm, also 24 x 36 mm. Was die Kamera jedoch so legendär macht ist das – oft auch als “Adlerauge” bezeichnete – Carl Zeiss Tessar 35 mm f/3,5 Objektiv mit 4 Linsen in 3 Gruppen (Die Yashica T3 Serie hat eine Lichtstärke von f/2,8 bei der selben Brennweite). Die Kamera ist klein, handlich und passt in jede Jacken- oder Handtasche. (116,5 × 63,5 × 37 mm bei einem Gewicht von 170 g). Sie besitzt einen integrierten Blitz, den man unterschiedliche Funktionen zuweisen kann.  Die Kamera hat zudem einen Selbstauslöser und eine Batteriewarnung. Übrigens wird sie mit einer 3V Litium Batterie (CR123A) betrieben, die noch am Markt erhältlich ist.

Als erwähnenswert möchte ich noch den zusätzlich zum normalen Sucher eingebauten, Winkelsucher nennen (Super scope). Wie bei Kameras mit einem Lichtschachtsucher kann man auch bei der Yashica T5 von oben durch den Aufsichtssucher, den Ausschnitt wählen. Das ermöglicht unbemerktes Fotografieren aus der Hüfte. Die Kamera erkennt den geladenen Film über DX-Kodierung und arbeitet mit Filmen von 50 bis 3200 ISO. Fehlt der Code auf dem Film oder ist außerhalb des Einstellbereichs wählt die Kamera ISO 100. Die Verschlusszeiten gehen von 1 Sekunde bis 1/700 Sekunde. Die Kamera stellt automatisch scharf und hat einen Einstellungsbereich von ca. 0,35m-∞. Durch halb gedrücktem Auslöser lässt sich die Schärfenebene speichern.

FAZIT: Ich bin begeistert!

Die beste Kamera ist diejenige die man gerade dabei hat, sagt ein altes Sprichwort. Die Yashica T5 kann man immer dabei haben und es macht richtig Spaß mit ihr zu fotografieren. Sie ist sofort einsatzbereit und der Autofokus funktioniert sehr schnell und zuverlässig. Der integrierte Blitz kann für manche Motive hilfreich sein und die Möglichkeit ihn einzustellen ist von Vorteil. Aber: Die Kamera stellt bei jeder Inbetriebnahme den Blitz wieder auf den Modus „Auto Blitz“ und merkt sich nicht den zuletzt gewählten Modus. Der Aufsichtssucher, der sogenannte Super scope ermöglicht einen tiefen Kamerastandpunkt ohne sich hinlegen zu müssen und zudem ein unbemerktes Fotografieren, was in der Streetfotografie doch manchmal von Vorteil sein kann. Was die Bildqualität angeht, war ich tatsächlich überrascht von der Abbildungsleistung des Objektivs. Die Bilder in diesem Beitrag sind alle mit dem Film Fujifilm Fujichrome Velvia 100 fotografiert. Ich weiß nun die Vorteile der  „Point & Shoot“ Fotografie zu schätzen. Es macht Spaß, schnell zu fotografieren und dabei nicht aufzufallen. Mir ist bewusst, dass man dies mit jeder anderen Kamera auch machen kann, indem man die Parameter vorwählt und manches der Automatik überlässt. Dennoch finde ich den Verzicht der Einstellungsmöglichkeit befreiend und spannend. Ich kann mich voll und ganz auf meine Motive konzentrieren.

Ich denke, dass die Yashica T5 mich weiterhin auf meinen Streifzügen begleiten wird. Fabian

 

Weitere Point & Shoot bzw. Edel Kompakt-Kameras:
Ricoh Gr-1s, Konica Hexar AF, Contax T2 (T3), Leica Minilux, Nikon L35 AF, Minolta TC-1, Fujifilm Klasse W oder Klasse S….

© Fabian Haspinger