NOI TECHPARK

 

Ort: Noi Techpark, Bozen (I)
Fotografie: digital fotografiert mit Canon Mark IV und analog mit Linhof Technikardan auf Ilford

Dort wo einst Starkstrom brummte und in den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts jährlich 50.000 Tonnen Aluminium hergestellt wurden, ist es still geworden. Die Geschichte der großen Fabrik, die zu Zeiten Mussolinis das „Grande Impero“ wiederspiegeln sollte, war in den 80-er Jahren zu Ende erzählt. Heute beherbergt der sog. NOI Techpark Start-Ups, innovative Unternehmen, die IDM, das Fraunhofer Institut, Eurac Research, um nur einige davon zu nennen. Das ehemalige Aluminium Werk, das vom italienischen Konzern Montecatini, damals begünstigt durch Benito Mussolini, um 1930 in Bozen erbaut wurde und bis in die 60-Jahre großen Aufschwung erlebte, ist ein Meisterwerk rationalistischer Architektur: „elegante Formen, klare Linien, perfekte Proportionen“. Hierzulande wird genau dieser Stil oft dem Faschismus zugeschrieben und deshalb negativ bewertet, wenngleich der Rationalismus des Bauhaus-Stils ohne politische Botschaft war. Das Gebäude entstand um den Norden zu italienisieren und das landwirtschaftlich geprägte Südtirol zu industrialisieren. Die Geschichte wiegt schwer in den Südtiroler Erinnerungen, wenngleich heute der Mix der Kulturen, die Zweisprachigkeit der Bewohner seinen Reiz ausmachen. Das Gebäude hat seine Größe eingebüßt, viele der 200 Meter langen Hallen wurden abgerissen, bevor es 2004 unter Denkmalschutz gestellt und aufwendig restauriert wurde. Die Transformatorenhäuser Bolzano 1 und Bolzano 2, der Wasserturm sowie die straßenseitigen Gebäude bleiben uns so als Zeitzeugen erhalten.

(Quelle: Rohrer, Josef (2008). alumix. Ein Denkmal in Rot. Geschichte einer besonderen Fabrik. Bozen: Autonome Provinz Bozen-Südtirol, Abteilung Denkmalpflege, Amt für Bau- und Kunstdenkmäler, Waltraud Kofler Engl.)

 

Das Gebäude ist uns insbesondere durch seine neue Nutzung als NOI Techpark und damit verbundene Medienpräsenz aufgefallen und hat uns von Anfang an fasziniert. Im Zuge unserer Fotoschule, einem Lehrgang den wir zusammen mit dem KVW Bildung und diversen unterstützenden Partnern 2018 ins Leben gerufen haben, konnten wir hinter die Fassade blicken. Details, Formen und gerade Linien, Bilder in Farbe oder Schwarzweiß, analog oder digital, es funktioniert beides. Ist es die Ruhe, die Klarheit, die genaue Form- und Materialsprache die uns in den Bann zieht? Die Kombination aus rationalistischem Stil gepaart mit moderner und innovativer Architektur, die Geschichte der 1930er Jahre der Italienisierung durch Mussolini dahinter? Wir glauben es sind viele Dinge die dieses Gebäude fotografisch spannend und die Motive schier unendlich werden lassen.