23. April 2024
Die Dunkelkammer
Fabians Dunkelkammer
Es war mein Onkel, mit dem ich mich oft über die analoge Fotografie unterhalten habe, der uns Kinder porträtierte und uns seine Bilder zeigte. Als ich älter wurde, interessierte ich mich für seine analoge Technik und genoss seine Erzählungen über die nächtlichen Arbeiten in der provisorisch eingerichteten Dunkelkammer, die Rügen am nächsten Morgen bezüglich der nächtlichen Ruhestörungen wegen dem laufenden Wasserhahn und die gurgelnden Abflussrohre. Mich faszinierten aber auch die kleinen Kontaktprints, kleine Abzüge auf Papier, die bei uns in einem Karton aufbewahrt wurden. Darunter befanden sich Fotos von meiner Verwandtschaft, aufgenommen von meinem Opa, den ich nie kennengelernt habe. Erst viel später, etwa Mitte Zwanzig entschloss ich mich die ersten Filme zu entwickeln.
Caroline kaufte zufällig eine Dunkelkammer Ausrüstung. Vieles wusste ich noch aus den Erzählungen, doch in der Praxis war das Ganze doch komplizierter. Dennoch gelangen mir diese ersten Schritte bei uns im Badezimmer auf Anhieb. Ich war begeistert und hatte „Blut geleckt“. Das Badezimmer musste ab nun eine Doppelfunktion übernehmen und als permanente Dunkelkammer herhalten. Auch ein erster Vergrößerer fand dort seinen Platz, alsbald auch ein zweiter und der Platz wurde langsam knapp. Über 10 Jahre sammelte ich dort Erfahrungen und es entstand der Wunsch nach einer richtigen Dunkelkammer. Ich wünschte mir eine Dunkelkammer, genauso wie sie Ansel Adams beschreibt, mit getrenntem Nass-und Trockenbereich, mit mehreren Vergrößerungsgeräten in verschiedenen Formaten und der Möglichkeit endlich auch Farbfilme zu entwickeln. Erst 2018 mit dem Bau unseres Fotoateliers in Welsberg, bot sich die Möglichkeit einen eigenen Raum als Dunkelkammer einzuplanen. Ich zog die Unterlagen von Ansel Adams und meine Skizze zu Rate und begann mit der Planung. Beim großen Umbau des alten Bahnwärterhauses habe ich bereits Anschlüsse für Wasser und Strom berücksichtigt, eine Lüftung eingebaut und ein rutschfester Linoleumboden wurde verlegt. Bei der Stromversorgung der Vergrößerer sollte endlich Edelstrom (konstante Spannung über eine Batterie) zum Einsatz kommen. Flackerndes Licht durch Stromschwankungen war endlich Geschichte.
Der Weg zur funktionstüchtigen DUKA war dennoch weit, vor allem fehlte mit noch eine wichtige Komponente, das Laborbecken. Recherchen ergaben, dass diese kaum mehr gebaut werden. Ich konnte einen Hersteller ausmachen, doch waren die Preise für so ein Becken nicht realistisch. Es war wieder viel Geduld angesagt, und die Versuche auf Ebay oder ähnlichen Plattformen fündig zu werden, gestaltete sich äußerst schwierig. Entweder fand ich nichts passendes, oder nur im Ausland, wo sich dann der Transport nicht rechnete. Ein wunderbarer Zufall verhalf uns schließlich zu unserem Laborbecken. Ein Freund eines Freundes … ihr wisst wie sowas läuft. Kurz vor Weihnachten holten wir mit einem Kleinlastwagen unser Kunststoffbecken in Tirol ab. Der Trockenbereich der Dunkelkammer und die notwendigen Möbel für die Vergrößerungsgeräte wollte ich selber bauen und auf Maß anfertigen, rückenschonende Höhe, platzoptimiert. 2023 war es dann soweit und unsere Dunkelkammer betriebsfähig!
Ein großer Traum ist in Erfüllung gegangen und das Warten hat sich bezahlt gemacht. Endlich habe ich den nötigen Platz für die analoge Fotografie. Die Arbeit läuft routiniert ab, die Dinge haben ihren Platz, Ordnung und Sauberkeit macht sich auch in den Ergebnissen bemerkbar. Die Qualität der analogen Prints, sowie die der Filmentwicklung hat sich noch einmal verbessert und die Ergebnisse sind konstanter.
Über die vielen Jahre habe ich sehr viel Dunkelkammer-Ausrüstung angekauft und gesammelt. Die meisten Geräte sind von der Firma Durst, einer Firma aus Brixen (Südtirol), damals federführend auf diesem Segment, heute spezialisiert auf Großformatdrucker. Ich fotografiere auf verschiedenen Filmformaten. Hauptsächlich im Format 6 x 7 cm mit einer Mamiya 7 oder mit meiner Lieblingskamera der Plaubel Makina 67. Reise ich mit leichtem Gepäck, fotografiere ich auf Kleinbild mit einer Konica Hexar Af. Einige Projekte fotografiere ich auch auf Planfilm im Format 4 x 5“ oder 13 x 18 cm.
Entsprechend habe ich auch passende Vergrößerungsgeräte. Es sind 3 Durst Laborator 1200 mit verschiedenen Köpfen, Kondensoraufsatz mit Opalleuchtmittel, einen Multigraph Kopf mit Lichtschacht und noch einen Farbmischkopf. Ich habe die Möglichkeit den Vergrößerer passend zum Negativ auszuwählen und beispielsweise kontrastreiche Motive mit diffusem Licht und kontrastarme Negative mit hartem Licht zu vergrößern. Dadurch, dass alle Geräte baugleich sind, kann ich Komponenten wie Filmbühnen, Objektivplatinen, Filter uvm. untereinander austauschen.
Das Laborbecken ist beinahe drei Meter lang und bietet Platz für große Schalen. Die Wassertemperatur lässt sich genau einstellen und bleibt konstant. Dazu ließ ich vom Installateur einen Heizungsmischer inklusive Thermometer einbauen. Zusätzlich zum Trinkwasserfilter im Keller ließ ich zudem einen noch feineren Wasserfilter installieren. Um Farbfilme zu mit konstanten Ergebnissen entwickeln zu können, habe ich einen kleinen Prozessor von JOBO. Diese Rotoationsentwicklermaschine hält die Temperatur recht stabil und die Chemie lässt sich im Wassermantelbad auf Temperatur bringen.
Ich liebe meine Dunkelkammer und bin gerne dort. Die Arbeit in der DUKA ist sehr zeitintensiv. Für „feine“ Bilder braucht man sehr lange und nicht selten stellt man sich dann die Frage, um wieviel einfacher doch das Ganze auf digitalem Wege wäre. Wenn man dann aber die fertigen Abzüge in Händen hält und merkt, wie schön sich die Grauwerte verteilen, wie gut sich der Papierfilz anfühlt und zudem merkt, dass das Bild tief in der Schicht fixiert ist und nicht oberflächlich aufgebracht ist und selbst scheuern das Bild nicht löst, dann weiß man wieso!
© Fabian Haspinger, 2024