28. Februar 2019
Gelato Gelato
Jesolo im Winter
Ungefähr 4,5 Millionen Menschen machen jährlich in und um Jesolo Urlaub. Tourismus ist der Wirtschaftszweig Nr. 1. In den 60-er Jahren entstanden direkt in Strandnähe hohe Wohnanlagen, Campings und Hotels, diese prägen nun das Landschaftsbild. Jesolo ist Sommer, kilometerlanger Sandstrand und ewig seichtes Meer, ein Muster von farbigen Liegestühlen und darauf abgestimmten Strandschirmen, der Geruch von Sonnencreme und der Geschmack von Granita, Lunapark, Disco und Acqualandia. Als Kinder haben wir dort unsere Sommerferien verbracht und uns schon damals die Frage gestellt, wie der Winter hier wohl aussieht.
Anfang Dezember buchten wir ein Zimmer direkt an der Strandmeile von Jesolo. Das ist nicht gerade einfach, da lediglich 3 Hotels offen haben. Ein Mix aus Wolken, Sonne und mäßigen Temperaturen erwarteten uns bei unser Ankunft um die Mittagszeit. Es war ein seltsames Gefühl im Winter plötzlich am Meer zu stehen. Komisch für uns, die wir doch rodeln, skifahren und mit Minusgraden kämpfen. Wir fühlten uns in dieser Ruhe und Verlassenheit wohl. Wir verbrachten viel Zeit mit ausgiebigen Strandspaziergängen. Das viele Treibholz ist dem Unwetter im Oktober zuzuschreiben. Die Flüsse transportierten dieses vom Landesinnere ins Meer. Die Wintermonate und die damit verbundenen Wetterkapriolen können für die Gebäude gefährlich werden. Stürme mit Wind und hohen Wellen erreichen ohne weiteres die Hotels in erster Reihe. Daher werden die leer stehenden Gebäude über die Wintermonate vollkommen verbarrikadiert, Bretterverschläge schützen die Terrassen, Schutzwälle aus Sand und Nylon die Gärten und Pools, die Angestellten ziehen gen Norden in die Skigebiete.
Das Jesolo der Strandbars, Discotheken, Liegestühlen, Strandschirmen und tausenden Sonnenanbetern war weit entfernt, der Kontrast von Sommer und Winter enorm und beeindruckend. Weit und breit nichts als verlassene urbane Landschaft. Ein leeres Hotel nach dem anderen, Eisdielen, Rettungsschwimmer-Häuschen … im Rhythmus entlang der Promenade. Lediglich ein paar Spaziergänger und Bagger, die das Treibholz verräumten, unterbrachen die Ruhe. Drei Tage waren wir in Jesolo auf Klausur. Wir haben viel über uns und die Fotografie philosophiert, neue Pläne geschmiedet und das Jahr revue passieren zu lassen. Es hat gut getan und Jesolo im Winter können wir nur weiterempfehlen.
Fotografiert haben wir analog auf Kodak Portra 400 mit der Plaubel Makina 67. Wir lieben diese Kamera und ihre Bilqualität. Sie ist für eine Mittelformat Kamera ziemlich kompakt und lässt sich gut mitnehmen. Lediglich der Sucher dieser Messsucherkamera ist nicht gerade herausragend.